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Erkenbert-Museum

Restauration Sonnen-Mond-Uhr

Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen. (Seneca)

Das Objekt und seine Funktionsweise

Die Messingplatte mit Ihren beiden abgerundeten Enden hat die Länge von 17,7 cm, eine Breite von 12,5 cm und eine Höhe mit Schattenwerfer von 10,5 cm. Die Blechdicke beträgt 0,22 cm, die Tiefe der Kompassöffnung 1,11 cm mit einem Durchmesser von 4,45 cm.

Von 4 bis 8 sind die Ziffern für die Sonnenuhr, die dementsprechend auf dem Blech angeordnet sind. Die Zahlen 1 bis 29½ sind die Mondphasen.

Eine drehbare Scheibe zeigt im Uhrzeigersinn zweimal die Zahlen 1 bis 12. In dieser Scheibe befindet sich eine Bohrung mit dem Ø 1,45 cm. Auf der gleichen Linie, am äußeren Umfang der Scheibe befinden sich zwei Löchlein. Hinter dieser Öffnung bzw. unter der Scheibe ist eine ovale schraffierte Fläche, die zur Darstellung der Mondphase dient. Bei Vollmond steht die Marke für die Mondphase auf 29½. 

Die schraffierte Fläche füllt die Öffnung komplett aus. In der ersten Nacht nach Vollmond wird die Marke mit der Bohrung auf eins gestellt. Die schraffierte Fläche wird etwas kleiner und wenn wir uns die 29½ Markierung auf dem Ziffernblatt betrachten, sieht man auf der Drehscheibe ungefähr viertel vor eins. In der zweiten Nacht ist dann schon kurz nach halb zwei auf dieser Position, und die schraffierte Fläche nimmt weiter ab. Dies erspart das lästige Rechnen über die Zeitabweichung. Die „Mondzeit“ wird übrigens auf der Drehscheibe abgelesen.

Ist die Marke bei der 8. Nacht angekommen, was dann in etwa ein Halbmond ist, zeigt die Drehscheibe auf dem Ziffernblatt bei der Anfangsstelle etwa halb sieben.

(8 x 48,48 ≈ 6,5 Stunden). Die schraffierte Fläche wird immer kleiner und jetzt wird es auch schwieriger die Zeit abzulesen, da nach diesen Nächten, die Lichtausbeute vom Mond immer geringer wird so das der Schatten kaum erkennbar ist. Ab dem 22. Tag geht es wieder dem Vollmond entgegen und die Uhrzeit lässt sich wieder ablesen.

Die verschiedenen Markierungen auf der Drehscheibe zeigen spezielle Winkelabstände des Mondes von der Sonne an, Quadratur bei 90˚, Sextil bei 60˚ .

Diese haben astrologische Bedeutung. In der Kompassdose befindet sich eine magnetische Missweisung, die seit dem 15. Jahrhundert üblich ist. Die Nadel fehlt.

Zustand

Auf der Oberfläche befinden sich stellenweise Ablagerungen von einem grünlichen Belag. Weiße Spuren befinden sich in den eingeätzten Zahlen und Linien in einer unregelmäßigen Verteilung.

Die Funktion ist vollends eingeschränkt, da eine Lackierung die Drehscheibe komplett verklebte.

Maßnahmen

Ein Wasser-Ethanol-Gemisch schaffte Abhilfe. Die Dämpfe in einem verschließbaren Gefrierbeutel lösten die Schicht gelartig auf, so dass diese abgewischt werden konnte. Da auch Grünspan (ein Kupferacetat) wasser- und auch ethanol-löslich ist, wurden diese störenden Elemente mit aufgelöst.

Malachitgrünoxalat bildet grüne, metallisch glänzende Kristalle, die ebenfalls gut in Wasser und Ethanol lösbar sind.

Mikroskopische Untersuchungen zeigen einen glasartigen partiell begrenzenden Überzug. Schwarz-braune Verfärbungen an den Rändern und der Unterseite ergänzen das Bild. Die weißen Spuren in den Vertiefungen sind mit verschiedenartigen Fasern überzogen und kleine Kristallähnliche Körper liegen obenauf. In den offenen Gewindebohrungen für die verstellbaren Füßchen (die nicht mehr vorhanden sind) erkennt man die roten Fasern von einem Tuch klar und deutlich.

Ein EDTA-Wasser-Ethanol-Gemisch (im weiteren als „EWE-Kombination“ bezeichnet) wurde mit Acematt als Verdickungsmittel vermischt.

Jetzt zeigte sich eine deutliche Türkisfarbene Veränderung der Paste. Der glasartige Überzug wurde auffällig weicher und es konnten somit kleinere Proben abgenommen werden ohne die Oberfläche der Messingplatte zu beschädigen.

Diese malachitähnlichen Mineralien gehen eine Paragenese (Vergesellschaftung) ein und bilden durch eine Umwandlung sogenannte Pseudomorphosen.

 Eine weitere Variante zur Auflösung der Mineralien wurde angewandt. Diesmal wurde die EWE-Kombination mit Laponite vermengt.

 Nachdem diese Stellen vollständig vom übrigen Bestand abgelöst sind wird die Platte komplett grundgereinigt. Dieser Vorgang vollzieht sich in einem Bad mit EDTA einem Puffer und dest. Wasser.Nach der mikroskopischen Kontrolle der Platte auf dem Koordinatentisch, damit bei einer Arbeitsunterbrechung nichts übersehen wird, folgt die Versiegelung. Ein mikrokristallines Wachs kommt hier zum Einsatz. Die Oberfläche wird damit vor schädlichen Umwelteinflüssen geschützt. 


Text: Metallrestaurator Bernd Mohr