Kommunale Finanzen im Fokus – auch für Frankenthal (Pfalz)
„Mehr Gestaltungsspielräume – weniger Bürokratie!“ Gespräch mit Ministerpräsident Schweitzer geplant
Unter dem Leitmotiv „Zusammen sind wir Stadt: Für ein neues Miteinander“ kamen bei der 43. Hauptversammlung des Deutschen Städtetags in Hannover Delegierte aus ganz Deutschland zusammen, um die Rolle der Städte in Zeiten großer Herausforderungen zu stärken. Im Mittelpunkt stand dabei die Forderung nach verlässlichen und fairen finanziellen Rahmenbedingungen für die Kommunen – als Grundlage für demokratische Handlungsfähigkeit vor Ort.
Frankenthals Oberbürgermeister Dr. Nicolas Meyer (Freie Wählergruppe e.V.) nahm als Vertreter der Stadt an der Tagung teil. Für die Stadt Frankenthal (Pfalz), die - wie viele kreisfreie Städte in Rheinland-Pfalz - kürzlich eine Globalbeanstandung des Haushalts durch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier erhalten hat, war die Teilnahme ein wichtiges Signal und gleichzeitig Anlass, die besondere Belastung der kommunalen Ebene sichtbar zu machen.
„Alles, was in unseren Hauptstädten, ob Berlin oder Mainz geregelt wird, lebt in den Städten. Hier vor Ort wird Politik sichtbar, spürbar und erlebbar für die Menschen. Starke Kommunen sind das Rückgrat der Demokratie. Wenn sie finanziell dauerhaft überfordert sind, verliert der Staat an Vertrauen und Gestaltungskraft“,
betonte Dr. Meyer:
„Wir vor Ort wissen, wo der Schuh drückt – wir müssen an der Zukunft der Städte für ihre Bürger arbeiten. Mit kaputten Turnhallen, maroden Sanitäranlagen und sanierungsbedürftigen Sportplätzen gelingt das nicht. Die Menschen erwarten zurecht, dass öffentliche Infrastruktur funktioniert und ihre Stadt lebenswert ist. Es muss allen – egal ob Mitarbeitenden, Bürgerinnen und Bürgern, Erzieherinnen und Erziehern oder Ehrenamtlichen – wieder Freude machen, an der Zukunft der Städte zu arbeiten.“
Besondere Brisanz erhält die Diskussion in Hannover durch die aktuelle Mai-Steuerschätzung 2025, die von rückläufigen Einnahmeerwartungen für Bund, Länder und Kommunen bis 2029 ausgeht. Für die Städte bedeutet diese Annahme, dass sich die ohnehin angespannte Finanzlage weiter verschärfen könnte – gerade für strukturell belastete Kommunen wie Frankenthal eine ernste Perspektive, die fortlaufend zur Konsolidierung zwingt.
Der Deutsche Städtetag fordert deshalb von Bund und Ländern eine grundlegende Neuausrichtung in der Finanzarchitektur:
- Deutlich höhere kommunale Anteile an den Gemeinschaftssteuern,
- vollständiger Ausgleich kommunaler Einnahmeausfälle durch Steuerentscheidungen,
- Erhalt und Stärkung der Gewerbesteuer als kommunale Hauptsäule
- eine flexible Mittelvergabe aus dem Sondervermögen – ohne aufwendige Förderverfahren,
- pauschale Budgets statt projektbezogener Einzelanträge,
- deutlicher Bürokratieabbau und
- Gesetzgebung mit kommunaler Praxisnähe,
- Vertrauen in kommunale Verantwortung statt wachsender Berichtspflichten.
Dr. Meyer betont:
„Was wir brauchen, ist Vertrauen in die Kommunen. Städte wissen selbst am besten, wo und wie Mittel zielgerichtet eingesetzt werden können. Das geplante Sondervermögen der Bundesregierung muss deshalb unbürokratisch, pauschal und flexibel weitergegeben werden – ohne aufwendige Antragsverfahren. Weniger Berichte – mehr Vertrauen! Mehr Gestaltungsspielräume – weniger Bürokratie.“
Die strukturelle Überlastung vieler rheinland-pfälzischer Kommunen wurde im Rahmen der Versammlung deutlich angesprochen. Die Erfahrungen aus Frankenthal bestätigen: Die kommunale Selbstverwaltung ist vielerorts finanziell enorm unter Druck – und damit auch die Fähigkeit, Zukunft zu gestalten.
Oberbürgermeister Meyer wird daher in den kommenden Wochen ein Gespräch mit Ministerpräsident Alexander Schweitzer führen, um die Haushaltslage Frankenthals zu erörtern und konstruktiv nach Wegen zu suchen, wie Städte aus eigener Kraft wieder handlungsfähig und zukunftsfest werden können.
Hintergrund:
Dr. Nicolas Meyer ist als Oberbürgermeister seit 2024 Mitglied im Vorstand des Städtetag Rheinland-Pfalz.