Frankenthal

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22 Glockengasse

22. Glockengasse

In der Glockengasse befindet sich der Ursprung der Frankenthaler Glockengießertradition. Das Gewerbe prägte die Stadt bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts und legte den Grundstein für die meisten metallverarbeitenden Betriebe in Frankenthal.

Eine Bronzetafel an Hausnummer 17 enthält Informationen zu der 1774 erstmals kürfürstlich genehmigten Gießerei für Glocken und Feuerspritzen von Georg Friedrich Schrader, der an dieser Stelle ein Wohnhaus sowie eine Gießhütte besaß. Nach Schraders Tod führten Sohn Nikolaus und Stiefsohn Georg Friedrich Sprinkhorn das Geschäft zunächst weiter. 1844 ersteigerte Georg Hamm das Anwesen in der Glockengasse, wurde jedoch aufgrund seiner Beteiligung an den Revolutionsgeschehnissen von 1849 zum Tode verurteilt und floh nach Frankreich. Sein Bruder Andreas Hamm übernahm 1949 den Betrieb. Von 1856 - 1858 baute er am heutigen Neumayerring eine große Maschinenfabrik und eine neue Gießerei, in der er 1874 die ehemals drittgrößte Glocke der Welt – die Kaiserglocke des Kölner Doms – fertigte. 

Am 11. April 1875 wurde die Glocke in Frankenthal gebührend gefeiert – Aufzeichnung belegen rund dreißigtausend Festteilnehmer von außerhalb, in einer Stadt die damals nur etwa achttausend Einwohner zählte. Die rund 27 Tonnen schwere Glocke verschiffte man nach den Feierlichkeiten über den Frankenthaler Kanal zum Rhein und weiter nach Köln.

In Aktion kann man die Kaiserglocke heute leider nicht mehr erleben – gegen Ende des Ersten Weltkrieges wurde sie zerschlagen um Munition daraus zu fertigen. 

Kaiserglocke von Andreas Hamm
1874 fertigte Andreas Hamm die Kaiserglocke für den Kölner Dom in seiner Gießerei in Frankenthal
Gedenktafel Glockengießerei
Infotafel Glockengießerei in der Glockengasse 17


Verladung der Kaiserglocke im Frankenthaler Hafen
Verladung der Kaiserglocke im Frankenthaler Kanalhafen
Kaiserglocke von Andreas Hamm
Andreas Hamm neben der Kaiserglocke, Quelle Erkenbert-Museum

 

Gedenktafel Synagoge

Standort der ehemaligen Synagoge

In einem kleinen Park in der Glockengasse befindet sich die Gedenkstätte der ehemaligen Frankenthaler Synagoge. Sie wurde in den Jahren 1884/85 nebenan erbaut. In der Kristallnacht von 1938 wurde „nur“ das Inventar vernichtet, Fliegerbomben im Zweiten Weltkrieg zerstörten das Gebäude in großen Teilen. 1953 riss man die Ruine der Synagoge ab.