Erkenbert-Museum

OBJEKT DES mONATS

Das Objekt des Monats Juli in der Stadtbücherei

Mehr zum Objekt

Die kolorierte Radierung des Grafikers Rudi Müllers (1895-1972) zeigt die Ansicht des Speyerer Tors von Süden mit Blick in die Speyerer Straße und entstand vermutlich in den 1950er oder 1960er Jahren, nachdem das Tor für den Autoverkehr gesperrt wurde. Dies lassen die in roter Farbe hervorgehobenen Verkehrszeichen sowie die das ehemalige Stadttor umfahrenden Autos vermuten. Im linken unteren Eck befindet sich das Monogramm des Künstlers "RMs". Darunter sind handschriftlich die Ortsbezeichnung "Frankenthal" sowie "Orig.-Rad." für Original Radierung und die Künstlersignatur "Rudi Müllers" ergänzt.

Rudi Müllers studierte Malerei in München und Leipzig. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs eröffnete er in Heidelberg ein Atelier und ein Büro für Werbegrafik. Er fertigte eine Vielzahl von Radierungen an, in welchen er die Rhein-Neckar-Region dokumentierte. Hierzu zählen insbesondere Landschafts-, Hafen- und Industrieszenen sowie Stadtansichten und besondere Sehenswürdigkeiten. Die Radierungen entstanden in großer Auflage als Souvenirs und Ansichtskarten für Touristen. Ob die Radierung des Speyerer Tors ebenfalls als Andenken für Reisende gedacht war, muss offenbleiben. In der Sammlung des Erkenbert-Museums befinden sich noch weitere Radierungen des Künstlers mit Ansichten Frankenthals.

Speyerer Tor

Rudi Müllers

1950/60er Jahre (?)

Kolorierte Radierung auf Papier

Erkenbert-Museum, Inv. Nr. 002.277

Kolorierte Radierung mit Ansicht des Speyerer Tors in Frankenthal (Pfalz) von Rudi Müllers.

Radierung

Der Name „Radierung“ leitet sich vom lateinischen Wort „radere“ ab, was soviel wie kratzen, schaben oder scharren bedeutet und auf den Entstehungsprozess verweist.

Die Radierung ist eine Tiefdrucktechnik, die um 1500 aufkommt. Ihre Grundlagen entwickelten sich in den Werkstätten von Waffenätzern, die ihre Erzeugnisse durch Säuren dekorierten. Zudem fertigten Gold- und Waffenschmieden „Drucke“ an, indem sie Ruß in die Vertiefungen der Verzierungen rieben und Abdrücke nahmen. Diese dienten der Reproduzierbarkeit und Dokumentation in Musterbüchern.

Die beiden bekanntesten Arten der Radierung sind die Ätzradierung und die Kaltnadelradierung.

Bei der Ätzradierung wird das Motiv auf eine mit einer säurefesten Schicht präparierte Metallplatte übertragen und anschließend mit einem Kupferstichel oder einer Radiernadel in die Schicht eingeritzt, gekratzt und geschabt, wodurch die Metallplatte freigelegt wird. Im Anschluss wird die Platte in ein Säurebad gelegt. Die eingeritzten Linien werden in die Platte eingeätzt, was feine Linien erzeugt. Je länger die Platte der Säure ausgesetzt und je höher die Konzentration der Säure ist, desto tiefer werden die Linien in das Metall geätzt. Hierdurch kann beim Drucken mehr Farbe aufgenommen und schwärzer gedruckt werden. Nach der Ätzung wird die säurefeste Schicht entfernt und die Druckfarbe aufgetragen. Die überschüssige Farbe wird entfernt, sodass nur die Vertiefungen mit Farbe gefüllt sind. Gedruckt wird auf angefeuchtetem Papier, welches die Farbe besser aufnimmt.

Bei der Kaltnadelradierung wird auf eine Ätzung verzichtet und die Zeichnung unter Kraftaufwand direkt mit einer Radiernadel oder einem anderen Kratzwerkzeug aus Stahl in die Druckplatte eingeritzt. Mit jeder Linie wird ein Stück des Metalls aus der Platte herausgeschoben und zu den Seiten verdrängt, wodurch an den Linien Erhebungen (Grate) entstehen, die nicht entfernt werden. Beim Druck nehmen die Grate ebenfalls Farbe auf, wodurch eine malerische Wirkung mit einer weicheren Linienführung erzielt wird. Im Gegensatz zum Kupferstich, bei welchem das überschüssige Material entfernt wird, sind die Linien weniger klar und scharf.

Die Radierung ist bis heute eine einfache und besonders kostengünstige Reproduktionstechnik, die sich insbesondere durch die feine und präzise Linienführung sowie den an Handzeichnungen erinnernden Charakter auszeichnet. Zudem ist sie sehr vielfältig und kann mit anderen Drucktechniken kombiniert werden. Hierdurch regte die Radierung von jeher die Experimentierfreude vieler Kunstschaffender an.

Objekt des Monats

Das „Objekt des Monats“ ist ein gemeinsames Projekt des Erkenbert-Museums und der Stadtbücherei, bei dem im Wechsel besondere Objekte des Museums in einer Vitrine im Eingangsbereich der Stadtbücherei ausgestellt werden. Hintergrund ist die derzeitige Schließung des Museums aufgrund anstehender Sanierungsarbeiten. Das Museum wird in dieser Zeit mit einer Reihe von Aktionen und Ausstellungen unter dem Motto „Das Museum in der Stadt“ für die Öffentlichkeit sichtbar bleiben.

Keine Mitarbeitende gefunden.

Hilfe zur Barrierefreiheit

  • Allgemein

    Wir sind bemüht, unsere Webseiten barrierefrei zugänglich zu gestalten. Details hierzu finden Sie in unserer Erklärung zur Barrierefreiheit. Verbesserungsvorschläge können Sie uns über unser Feedback-Formular Barriere melden zukommen lassen.

  • Schriftgröße

    Um die Schriftgröße anzupassen, verwenden Sie bitte folgende Tastenkombinationen:

    Größer

    Strg
    +

    Kleiner

    Strg
  • Tastaturnavigation

    Verwenden Sie TAB und SHIFT + TAB, um durch nächste / vorherige Links, Formularelemente und Schaltflächen zu navigieren.

    Verwenden Sie ENTER, um Links zu öffnen und mit Elementen zu interagieren.

Sprache wählen