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Erkenbert-Museum

Juni 2021

Das Kartenspielen blickt auf eine reiche Sozialgeschichte zurück. „Gebetbuch des Teufels“ wurde es in frommen Kreisen genannt. Im hohen Mittelalter in Ostasien entwickelt, wurden Spielkarten im 14. Jahrhundert auch in Europa heimisch. Als Hazardspiel, das überwiegend vom Zufall bestimmt wird, wähnte man es als Werkzeug böser Mächte, das Menschen in den Ruin zu treiben vermochte. Als gesellige Beschäftigung an öffentlichen Orten ausgeübt, ging es einher mit anderen Vergnügungen, wie dem Genuss alkoholhaltiger Getränke. In solch einer Umgebung wurde es oft auch mit Zucht und Ordnung nicht sehr genau genommen. Und so kam es zu der verunglimpfenden Bezeichnung eines vergnüglichen Gesellschaftsspiels.

Spielkartenmacher waren ursprünglich auf die Herstellung und Vervielfältigung von Einblattdrucken mit biblischen Darstellungen spezialisiert, die sie von Hand kolorierten. Die ersten europäischen Spielkarten wurden gänzlich von Hand auf Papier und sogar Pergament gemalt. Einige dieser kostbaren Objekte aus dem Mittelalter haben sich erhalten. Es handelt sich dabei um Luxusartikel, die dem Adel vorbehalten waren. Um durch eine preiswertere Herstellung größere Absatzmärkte zu erschließen, führte man die Vervielfältigung durch den Einsatz von Holzmodeln für die bildliche Darstellung ein.

Eine reiche Bandbreite an Spielen, bei denen Karten mit Symbolen oder Zahlenwerten zum Einsatz kommen, ist auch heute noch bekannt. Wer hätte nicht schon einmal Skat oder Mau-Mau gespielt, Canasta, Rommé oder gar Bridge?

Immer geht es um das Sammeln von Punkten, um das schnellstmögliche Ablegen des gesamten Blatts oder um den „Stich“, das Überbieten der bereits gespielten Karten mit niedrigeren Zahlenwerten. Bei Patiencen, die alleine gespielt werden, müssen die Karten nach einem festgelegten Schema in Reihen aneinandergelegt werden.

Im Erkenbert-Museum befindet sich ein Kartenspiel aus dem späten 18. Jahrhundert. Es zeigt im Zentrum der Karten jeweils in Holzschnitt gestaltete doppelköpfige Darstellungen. Diese sind in ein Rahmenwerk eingebettet, in dem auch ein Feld für die Zahl vorgesehen ist. Die bildlichen Darstellungen zeigen Berufe, wobei die beiden Darstellungen eines Blattes aufeinander bezogen sind. Heute fast vergessen sind Tätigkeiten wie die des Wagners, der Wagenräder herstellt. Er ist dem Schmied gegenübergestellt. Dieser schmiedet die eisernen Bänder, die auf das hölzerne Rad genagelt wurden, um es gegen rasche Abnutzung zu schützen.

Weitere Darstellungen sind diejenige eines Friseurs, der einer Dame die Haare zu Locken dreht. Das Pendant auf der gegenüberliegenden Seite zeigt einen Herrn beim Barbier. Ein weiteres Blatt im Kartenspiel zeigt eine Tischszene. Zwei Männer prosten einander zu, Würfel liegen auf dem Tisch und ein Pfeifchen rundet die genussvolle Situation ab. Hier aber vermittelt die beigesellte zweite Darstellung jäh eine moralische Botschaft. Statt das Geld im Wirtshaus zu verprassen, wäre es als milde Gabe für den am Wegrand sitzenden Bettler besser eingesetzt.