Stadttor mit Reliefschmuck

Carl-Theodor-Jahr 2024

Die Seidenmanufaktur

Die Seidenmanufaktur und die Maulbeerbäume

Zur Förderung der Seidenindustrie gehörte auch eine umfangreiche Seidenraupenzucht. Daher fasste Carl Theodor 1748 den Beschluss, dass innerhalb von vier Jahren 12 000 Maulbeerbäume in der Pfalz gepflanzt werden sollten, die als Nahrungsquelle für die Seidenraupen dienten. Am Ende waren es sogar über 300 000. Er orientierte sich dabei am Vorbild seines Schwiegervaters Josef von Neuburg, der als erster die Seidenraupenzucht förderte und eine Allee von weißen Maulbeerbäumen anlegen ließ, die von Oggersheim nach Mannheim reichte. Eine der größten Pflanzschulen befand sich im Hospitalgarten in Frankenthal. 

1770 verlegte Carl Theodor die Seidenfabrikation von Mannheim nach Frankenthal. 1775 konnte Fontanesi festhalten, dass 2000 Maulbeerbäume in der Stadt und 24 000 im Umland gepflanzt waren. Um diesen Erfolg zu erzielen, war Carl Theodor jedoch auf die unfreiwillige Mithilfe der Bevölkerung angewiesen: Jeder Untertan wurde dazu verpflichtet, innerhalb von 6 Jahren 6 Maulbeerbäume zu setzen, die die Gemeinde lieferte. Hochzeitspaare waren sogar zum Kauf von Setzlingen gezwungen und mussten sie auf ihrem eigenen Grund und Boden pflanzen. Nicht zu Unrecht erhielt der Maulbeerbaum im Volksmund den Namen „Zwingauf“ und war nicht nur bei der Frankenthaler Bevölkerung höchst unbeliebt. Daher wurde ein Großteil dieser Bäume nach dem Einmarsch der Franzosen 1782 gefällt. 

Ast mit grünen Blättern und Früchten

Oggersheim besaß um 1789 50 000 Bäume, 3 Jahre später nur noch 5000. Auch der Inhaber und die Arbeiter der Seidenmanufaktur flohen vor den französischen Truppen nach Mannheim. 1798 wurde sie schließlich aufgelöst. Kleine Musterstücke aus Frankenthaler Seide sowie einen erhaltenen Chormantel sind im Erkenbert-Museum zu besichtigen.

Zeichnung der Seidenfabrik
Seidengarne angeordnet und fixiert auf dunkelblauem Samt