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Objekt des Monats

Objekt des Monats Mai in der Stadtbücherei

Ein anderer Blickwinkel...

...wird ab 2. Mai durch das neue Objekt des Monats ermöglicht. Das Erkenbert-Museum zeigt in seiner Vitrine in der Stadtbücherei ein Stereoskop − eine Art 3D-Brille aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hierzu gehört ebenfalls eine dreißigteilige Bildserie spezieller Fotos mit Motiven des ehemaligen Frankenthaler Brauhauses.

Alle Objekte fanden dankenswerter Weise ihren Weg in die Sammlung des Erkenbert-Museums über eine Schenkung des 3F-Museums Deidesheim. In ihrer Gesamtheit stellen sie ein Reklame-Produkt dar, von dem anzunehmen ist, dass es seitens des Frankenthaler Brauhauses bei dem auf Stereoskop-Reklame spezialisierten Hersteller Hugo Kett um das Jahr 1930 in Auftrag gegeben wurde. Unternehmen wie das Brauhaus konnten mit einem solchen Gerät ebenso spielerisch wie effektiv auf sich aufmerksam machen.

Das Objekt des Monats Mai 2023 im Einsatz


Stereoskop mit Reklamefotografien der Aktienbrauerei Frankenthaler Brauhaus

um 1930

Hersteller: Hugo Kett Stereo-Reklame, Stuttgart

Materialien: Metall, Glas

Maße: L 14,5 cm; H 6,5 cm; T 10 cm

30 Fotografien im Format 9x12 cm


Bei einem Stereoskop handelt es sich um eine vergleichsweise einfache Konstruktion zum Betrachten von Stereobildern auf Glas oder Papier. Ein ausklappbares Untergestell verbindet den Lupenträger mit den zwei Betrachtungslupen mit dem Bildträger. Legt man die speziell angefertigte, leicht versetzte Doppelaufnahme ein, entsteht der Eindruck dreidimensionaler Bildtiefe.

Objekt des Monats Mai: Aufsicht


Neben der Funktion des Objekts ist auch das Thema der mitgelieferten Fotos spannend: Es handelt sich um dreißig Betriebsaufnahmen des Frankenthaler Brauhauses im Bildformat 9x12 cm, von denen anzunehmen ist, dass sie in einem Zuge angefertigt wurden. Mit heutigen Werbemaßnahmen ist die gestalterische Auslegung jedoch kaum vergleichbar. Wir sehen stattdessen unkommentierte Innen- und Außenansichten, welche den Gebäudekomplex mit seiner technischen Infrastruktur, die einzelnen Etappen des Brauprozesses bis hin zum Maischen, die Abfüllung (in Holzfässern und Flaschen) und die Logistik (auf Pferdegespannen und LKWs) zeigen. Nur selten sehen wir Menschen − und diese Aufnahmen wirken eher etwas gestellt. 

In der Zusammenschau betrachtet liegt uns mit dem Stereoskop und seinem Bildersatz ein einzigartiges historisches Dokument vor, welches ein gut datierbares Schlaglicht auf die lokale Industriegeschichte der späten 1920er und 1930er wirft.


Bildergalerie

Insgesamt 30 Fotos für das mitgelieferte Stereoskop stellte die "Hugo Kett Stereo-Reklame" aus Stuttgart für das Frankenthaler Brauhaus, in diesem Fall vielleicht als Geschenk an ausgewählte Mitarbeiter, her.

Die Aktienbrauerei Frankenthaler Brauhaus mit ihrer Produktionsstätte in der Johann-Klein-Straße wurde im Jahr 1889 gegründet. Im Zuge einer Versteigerung wurde der Betrieb der Familie Gerhardt an ein Konsortium aus fünf Frankenthaler Unternehmen versteigert und war von Beginn an eine der zentralen Institutionen der lokalen Unternehmensgeschichte − die Produktion eines eigenen Bieres hatte natürlich auch eine wichtige identitätsstiftende Bedeutung. In seiner über 100-jährigen Geschichte spiegelte es immer auch den Zeitgeist der übergeordneten gesamtgesellschaftlichen Entwicklung wider, wie etwa als stagnierender Betrieb zu Kriegszeiten, als gleichgeschaltetes Unternehmen der NS-Zeit oder als auflebender Profiteur der Wirtschaftswunderjahre. Mit der Schließung des Brauhauses und dem letzten Biersud endete am 27. November 1995 ein Stück Frankenthaler Unternehmensgeschichte. Neben dem noch in Teilen umgenutzten Werksgelände bleibt die Erinnerung ebenso erhalten wie durch die gegenständliche Sachkultur, die sich auch in der Sammlung des Erkenbert-Museums wiederfindet.


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Objekt des Monats Mai: Fotoübersicht