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Erkenbert-Museum

September 2020

Objekt des Monats September 2020

Das Objekt des Monats September ist ein dekoratives Gefäß mit Weintrauben- und Obstdekor. Es besteht aus einem Glaszylinder, der nach unten abgerundet geschlossen ist, der in einem Metallständer eingehängt ist. 

Auf den ersten Blick lassen Größe und Form des Gefäßes (Höhe ca. 19 cm) an eine Vase denken. Das Obstdekor scheint hierfür jedoch nicht unbedingt passend, hier würde man eher mit einem Blumendekor oder einem neutralen Muster rechnen. Ein Glasgefäß auf einem Metallständer dieser Art erinnert auch an ein Bowlegefäß – hier wäre das Obstdekor passend, jedoch müsste ein Gefäß für Bowle größer und bauchiger sein. Worum also könnte es sich handeln?

Tatsächlich gibt das Dekor den entscheidenden Hinweis. Das Gefäß ist für das gedacht, mit dem es verziert ist, nämlich für Obst, insbesondere für Weintrauben. Es handelt sich um einen Gegenstand der Tafelkultur, der heute weitgehend vergessen ist: um einen Traubenwäscher (auch Traubenspüler oder Traubenwaschgefäß). Bereits im 18. Jahrhundert gab es Gefäße aus Porzellan und Steingut, beispielsweise in Meißen, die als Traubenwäscher bezeichnet wurden. Später, gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein, wurden solche Gefäße vielerorts aus Glas oder – wie in diesem Fall – in einer Kombination aus Glas und Metall gefertigt. 

Unser Gefäß stammt aus der Zeit um 1900. Der Hersteller ist unbekannt. Das Glasgefäß ist mundgeblasen, beim Metallgestell des Traubenwäschers handelt es sich um einen vernickelten Zinnguss.

Die genaue Funktion solcher Traubenwäscher ist nicht geklärt. Anscheinend wurde das Gefäß mit Wasser gefüllt und die Trauben darin gewaschen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass die bereits gewaschenen Trauben zum Abtropfen in den Traubenwäscher hineingestellt wurde. Die längliche Form, oben etwas breiter als unten, passt perfekt für eine größere Traubenrispe.