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Erkenbert-Museum

August 2020

Objekt des Monats August 2020

Objektinfos:

Das titelgebende Motiv im Vordergrund des Bildes ist in zartem Pinselstrich ausgeführt und mit Details ausgeschmückt. Es ist mit der sich im Hintergrund erstreckenden Landschaft kunstvoll verschränkt. Prominent schieben sich die Bäume einer in die Tiefe fluchtenden Allee in den Vordergrund, sie teilen das Bild in zwei Hälften. Doch der Blick auf die von Bäumen gesäumte Fahrstraße selbst ist durch ein halb zerfallenes Holzgatter versperrt. Dagegen stellt sich dem Auge des Betrachters in der linken Bildhälfte kein Hindernis in den Weg. Am Horizont erhebt sich die in der Ferne verblauende Silhouette einer Stadt. 

Die ausgefeilte Komposition zeugt von Raffinement und Kennerschaft zeitgenössischer Kunstproduktion. Ausgeklügelte Kompositionen wie diese waren im Europa des beginnenden 17. Jahrhunderts sehr beliebt.

Das Gemälde wurde erst kürlich vom Frankenthaler Altertumsverein in einer Auktion erworben. Zuvor war es 1995 im Erkenbert-Museum als Leihgabe aus Privatbesitz in der Ausstellung "Frankenthal um 1600" zu sehen.

Zum Künstler:

J. Urselincx, wahrscheinlich Johannes oder Joannes Urselincx, wurde um die Jahrhundertwende 1600 in Frankenthal geboren. Seine Eltern enstammten der niederländisch-reformierten Gemeinde der Stadt, die sich aus Glaubensflüchtlingen aus den Niederlanden zusammensetzte. Seinen Eltern, dem Ehepaar Jacques und Susanna (geborene Mostaert) werden im Taufregister zehn Kinder zugeschrieben, von denen 4 Söhne Namen tragen, die mit einem "J" beginnen (Joannes *1599; Jacques, *1600; Jacob *1605 und Jonathan *1615). Es bleibt daher eine Ungewissheit, ob der Erstgeborene tatsächlich der Maler war.
Johannes Urselincx zog nach Amsterdam, wo das Gemälde um 1650 auch entstanden sein dürfte. 1664 starb Urselincx dort.
Es sind nur vier signierte Arbeiten des Künstlers bekannt.

Historischer Kontext: Die Frankenthaler Maler

1562 wurden niederländisch-reformierte Familien, die aufgrund religiöser Verfolgung aus den spanischen Niederlanden zunächst nach Frankfurt geflüchtet waren, in Frankenthal angesiedelt. Die Familien waren zu einem großen Teil erfolgreiche Kunsthandwerker: Gold- und Silberschmiede, Gobelinweber und nicht zuletzt Maler übten ihre Arbeit von nun an in Frankenthal aus, das unter dem Zuwachs der Glaubensflüchtlinge und dank deren Handelsbeziehungen und Fleiß schnell zur Stadt florierte.

Einige Maler kamen als Exulanten nach Frankenthal, neue Generationen wurden dort geboren. Doch blieben die Maler meist nicht nur in Frankenthal tätig. Vor allem, als sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts die politische Situation in den Niederlanden verbesserte, kehrten viele der ehemaligen Flüchtlinge wieder in ihre alte Heimat zurück.

Zu bekannten Malern, die einen Teil ihres Lebens in Frankenthal verbracht hatten, zählen Gillis van Coninxloo, Pieter Schoubroeck, Anton Mirou, Jacob Marrel und Hendrick von der Borcht der Ältere. Das Tafelgemälde von J. Urselincx ergänzt die Übersicht über die thematische Bandbreite der Maler, deren Sujets sich nicht in den besonders bekannten Waldlandschaften erschöpfen.